Da sich der seit Jahrzehnten vorhandene Trend fortsetzt und Lieferanten mittlerweile einen Anteil von über 80 Prozent am Produktionsprozess eines Fahrzeuges haben, erlassen viele Hersteller Vorgaben für Nachhaltigkeit bei Zulieferern und überprüfen deren Einhaltung in einem S-Rating.
Durchgängige Nachhaltigkeit bedingt die Einbindung der gesamten Lieferkette
Nicht nur wegen dem Abgasskandal hat die Automobilindustrie die Nachhaltigkeit als wichtiges strategisches Ziel ausgemacht. Damit Fahrzeuge weniger klimaschädliches CO2 ausstoßen, wird deren Technik konstruktiv immer stärker auf Effizienz getrimmt. Doch gerade für viele neue technische Errungenschaften sind Stoffe im Einsatz, deren Gewinnung und Verarbeitung sehr energieintensiv ist. Aufgrund des niedrigen Wertschöpfungsanteils der Hersteller sind für die gesamte Nachhaltigkeitsbilanz hauptsächlich die Lieferanten verantwortlich. Deshalb gehen die großen Hersteller zunehmend dazu über, sich von ihren Zulieferern vertraglich zusichern zu lassen, dass Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.
Die Strategie der Hersteller: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“
Nachdem viele Hersteller Nachhaltigkeit nun als verpflichtendes Vergabekriterium etabliert haben, müssen diese proaktiv vorgehen und vor Ort überprüfen, ob Lieferanten wirklich nachhaltig handeln. Der Nachweis eines nachhaltigen Managements wird damit für Lieferanten zu einer ebenso wichtigen Anforderung wie Kosteneffizienz, Qualität und Technologie. Zunächst lag der Fokus auf Zulieferern, die Kaufteile und Komponenten bereitstellen. Im nächsten Schritt werden die Lieferanten der Maschinen bzw. Betriebsmittel sowie Dienstleister überprüft. Bei negativer Bewertung muss sich der Lieferant mit entsprechenden Maßnahmen verbessern, um die Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen und vergabefähig zu sein.
Das Werkzeug der Hersteller heißt „S-Rating“
Die Volkswagen AG hat angekündigt, dass ab 2020 eine positive Nachhaltigkeitsperformance für eine Auftragsvergabe zwingend notwendig ist. Zur Überprüfung der Lieferanten hat der Konzern Volkswagen ein Nachhaltigkeits-Rating für seine Lieferanten eingeführt, das sogenannte S-Rating. Dieser Rating-Prozess besteht aus einem schriftlichen Self-Assessment, dass der Lieferant durchführen muss. Werden darin Lücken oder nicht plausible Einträge festgestellt, erfolgt ein Check vor Ort, d.h. am Produktionsstandort des Lieferanten. Für diesen Vor-Ort-Check beauftragt die Volkswagen AG externe Dienstleister, wie zum Beispiel die Intertek GmbH, die eine akkreditierte Zertifizierungsstelle betreibt. Im Vor‑Ort‑Check führen die externen Assessoren Betriebsrundgänge durch und befragen Mitarbeiter zu festgelegten Themen.
Diese Inhalte bewertet ein S-Rating
Das „S“ im Begriff „S-Rating“ steht für „Sustainability“ was im Deutschen „Nachhaltigkeit“ bedeutet. Die externen Dienstleister überprüfen bei dem Lieferanten zwölf Kriterien aus den folgenden Bereichen:
- Umwelt,
- Soziales und
- Integrität.
Für das Self-Assessment im ersten Schritt, wird ein Standard-Fragebogen der European Automotive Working Group on Supply Chain Sustainability genutzt:
Selbstauskunftsfragebogen zum Thema Soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR)/Nachhaltigkeit für Zulieferer in der Automobilbranche
Den daraufhin bei Bedarf erfolgenden Check vor Ort, hat die Volkswagen AG selbst entwickelt. Da es aktuell noch keinen einheitlichen Standard gibt, kann es passieren, dass ein Lieferant mehrfach von verschiedenen Herstellern auditiert wird. Haben Zulieferer wichtige Prozesse ausgegliedert, müssen diese den Nachhaltigkeits-Check wiederum bei ihren eigenen Unterlieferanten durchführen.
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